Der Opernchor des Theaters zu Gast
im Seniorenzentrum
Ein besonderes Adventsfenster öffnete sich jetzt im Seniorenzentrum St. Franziskus. Der Opernchor des Theaters präsentierte Advents – und Weihnachtslieder. Nicht nur die Senioren – auch die Chormitglieder waren beeindruckt und berührt.
So hoher Besuch kommt nicht jeden Tag. Das erkennt man am freudigen Gemurmel in den Gängen im Seniorenzentrums St. Franziskus an diesem Vormittag. Der Opernchor des Theaters kommt und singt mit den Bewohnern Advents- und Weihnachtslieder. Die Aufregung ist groß. Der Speisesaal wird zum Konzertsaal umfunktioniert und füllt sich nach und nach. „Wir haben gar nicht unser Ballkleid an“, flüstert eine Seniorin und setzt sich – freudig und erwartungsfroh.
Der Auftritt ist Teil des Adventskalenders, den das Theater Osnabrück jedes Jahr startet. Unter dem Motto „24 Wünsche an das Theater“ wollen Mitarbeitende aus den Bereichen Musik, Chor, Schauspiel, Maske, Schneiderei oder Kulissenbauer Menschen „magische Momente verschenken und außergewöhnliche Begegnungen ermöglichen“, heißt es in der Ausschreibung. Jeden Tag öffnet sich ein Türchen – und mit ihm eine wunderbare Aktion.
Ehrenamtliche des Seniorenzentrums haben die Einrichtung beim Theater beworben – und erhielten das Türchen mit der Nummer neun. Klangvoll startet der 20-köpfige Chor unter Leitung von Chordirektor Sierd Quarré das kleine Adventskonzert mit ersten Liedern. „Tochter Zion“, „In Dulci jubilo“, „Maria durch ein Dornwald ging“, „Ave Maria“ mit einer beeindruckenden Solistin. Ehrfürchtig lauschen die Senioren, Tränen der Rührung und Erinnerungen an viele erlebte Weihnachtsfeste machen sich breit. Mitsingen sei ausdrücklich erwünscht, betont Quarré fröhlich und kann sich beim Anstimmen bekannter Weihnachtslieder wie „Oh Tannenbaum“, „Schneeflöckchen Weißröckchen“ und „Vom Himmel hoch da komm ich her“ der Unterstützung des Publikums sicher sein.
Nahezu alle sind aktiv dabei. Es singen Bewohner, die noch fit sind, aber auch jene, die sonst eigentlich gar nicht mehr sprechen. Senioren, die oft unruhig sind, lauschen andächtig und ruhig. Andere wissen nicht, wohin mit ihren freudigen Gefühlen. Katharina Brauer, Leiterin des Sozialen Dienstes, erklärt die Faszination: „Musik hat fast immer einen positiven Einfluss. Es weckt Erinnerungen, stimuliert Emotionen. Musik ist die Sprache, die uns alle verbindet.“ So hochkarätige Musiker im Haus zu haben, sei für die Pflegeeinrichtung etwas Besonderes, viel mehr Bewohner könnten so an diesem Erlebnis teilhaben, als wenn man sich auf den Weg in die Stadt gemacht hätte.
Die Begeisterung steigt mit jedem Lied – und schwappt über. Auf beiden Seiten. Ein Sänger setzt sich zu einer Seniorin, singt mit ihr lustig im Duett. Er habe Respekt davor gehabt, eine Pflegeeinrichtung zu besuchen, erzählt der Musiker nachdenklich und interessiert am Ende der Veranstaltung. Die Hemmschwelle, ein Heim zu betreten, sei bei vielen Menschen groß. Chorleiter Quarré sagt: „Es ist schön, Menschen eine Freude zu machen“ und es sei wichtig, als Chor auch einmal rauszugehen. Unter den Heimbewohnern sei sicher der eine oder andere langjährige Theaterbesucher. Er betont: „Früher kamen sie zu uns, heute kommen wir zu ihnen.“
Und es soll nicht das letzte Mal gewesen sein, da waren sich alle Beteiligten einig. Der 91-jährige Günther Köhler bedankt sich im Namen des Hauses von ganzem Herzen für diesen Auftritt mit den Worten: „Ich bin ja schon ein paar Jahre hier, aber so etwas Tolles habe ich hier noch nicht erlebt.“
Astrid Fleute
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