Die Osterfreude hat es nicht leicht, anzukommen. Das Erlebte hat die Welt der Jünger gehörig ins Wanken gebracht, Jesu Kreuzigung ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. Auf dem Weg nach Emmaus können die beiden zunächst über nichts anderes reden. Trauer und Vergangenheit wollen bewältigt werden. Der Sieg über den Tod ist noch ein zartes Pflänzchen, das sich mühsam durch eine Mauer der Verzweiflung durchkämpfen muss: So bleibt der Vertraute zunächst unerkannt, das Zeugnis der Frauen wird von Zweifeln zerfressen. Und als der Auferstandene dann endlich doch zu den Jüngern durchgedrungen ist, bleibt dies eine Momentaufnahme. Festhalten ist nicht möglich. Sofort entzieht er sich ihren Blicken.
Was folgt, ist eine Bewährungsprobe. Für die Jünger und für alle, die bis heute in der Spur Jesu unterwegs sind: An Auferstehung zu glauben, bedeutet, sich all dem stellen zu müssen, dem Nicht-Sehen-Können, den Anfragen, dem Abstrakten dieses Begriffes. Kann ich mein Leben auf diese Karte setzen? Trägt mich das? Gerade in einer Welt, die so viele sichtbare Kreuze hat, will die Osterbotschaft, will der tiefste Grund unseres Glaubens immer wieder errungen werden.
Genau wie damals auf dem Weg nach Emmaus: Auch für die Jünger war dieses Glaubenkönnen ein langer Prozess: Mit Reflexion über erlebte Grausamkeiten. Mit der Erinnerung an uralte Hoffnungsworte. Mit der Erfahrung, dass jemand in der Verzweiflung mitgeht und dadurch neue Perspektiven entstehen. Irgendwann ist das Feuer entfacht und sie bitten den noch Fremden, bei ihnen zu bleiben. Nach dem Teilen des Brotes können sie dann auch in Worte fassen, wie es dazu kam, das scheinbar Unmögliche doch zu glauben: Brannte uns nicht das Herz in der Brust?
Keine rauchenden Köpfe also, sondern brennende Herzen. Mit solchen ging es für Kleopas und seinen Gefährten noch in der Nacht nach Jerusalem zurück. In die gewohnte Welt. Aber erfüllt von einer Erfahrung, die ein ganzes Leben unter andere Vorzeichen stellen kann. Und die zugleich zerbrechlich bleibt. Die immer wieder Ermutigung und gegenseitige Vergewisserung braucht. Und manchmal auch sichtbare Zeichen. In der Fastenzeit haben wir hier in unserer Pfarrei die Eucharistie in den Fokus gerückt – mit vielen Fragen und manchen Zweifeln, aber auch mit der Erfahrung, dass das Teilen von Brot und Wein Menschen – wie damals auf dem Weg nach Emmaus – mit der Gegenwart Gottes in Berührung bringt.
Im Alltag geht es nun mit mal mehr und mal weniger brennenden Herzen weiter an den vielen Orten unseres Lebens. Genau dort muss Ostern sich bewähren: Kann ich – trotz allem – glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat? Und wenn ja: Verändert das etwas in mir, mein Herz, auch wenn es manchmal nur für den Moment ist? Kann ich daraus Freiheit gewinnen? Oder Kraft, Dinge umzukrempeln?
Simone Kassenbrock